Nico Porges: „Das ist für mich Inklusion“

In Deutschland gibt es acht Rollstuhltennisturniere. Ein solches Event auf die Beine zu stellen, ist gar nicht so leicht. Welche Herausforderungen einen erwarten, weiß Nico Porges, der über Pfingsten als Turnierdirektor die 1. Offene Hessische Rollstuhltennismeisterschaft veranstaltet hat. Im Interview haben wir mit Porges über seine Arbeit, Herausforderungen und Inklusion im Tennis gesprochen.

In Deutschland gibt es acht Rollstuhltennisturniere. Ein solches Event auf die Beine zu stellen, ist gar nicht so leicht. Welche Herausforderungen einen erwarten, weiß Nico Porges, der über Pfingsten als Turnierdirektor die 1. Offene Hessische Rollstuhltennismeisterschaft veranstaltet hat. Im Interview haben wir mit Porges über seine Arbeit, Herausforderungen und Inklusion im Tennis gesprochen.

In diesem Jahr habt ihr beim TC Seeheim die 1. Offene Hessische Rollstuhltennismeisterschaft veranstaltet. Wie kamt ihr auf die Idee?

Vor zwei Jahren haben wir bei uns im Verein einen Rollstuhltennistag mit neun Spieler:innen veranstaltet. Da kamen super viele Zuschauer:innen und es wurde in der Presse darüber berichtet. Der nächste logische Schritt war dann für uns, daraus ein Turnier zu machen.

Dazu spielt meine Tochter Rollstuhltennis, was natürlich auch eine Motivation war.

Dann ging es also an die Vorbereitung?

Genau. Unser Anspruch war es, das beste Rollstuhltennisturnier in Deutschland zu veranstalten, zu dem wir als TC Seeheim in der Lage sind. Wir hatten auch den Vorteil, dass wir durch den Rollstuhltennistag in der Szene bekannt waren. Viele Spieler:innen wussten, beim TC Seeheim kann man sich wohlfühlen.

Bei Rollstuhltennisspieler:innen bedeutet Wohlfühlen nicht nur, dass die Plätze gut bespielbar sind. Was muss ein Verein mitbringen, um ein solches Turnier zu veranstalten?

Natürlich sollte der Verein barrierefrei sein, wenn man mehr als zehn Rollstuhlfahrer:innen auf der Anlage hat. Dazu gehört, dass die Plätze zu erreichen sind, dass die Toilette groß genug ist und dass sich die Spieler:innen im Rollstuhl auf der gesamten Anlage frei bewegen können.

Stufen oder ähnliches sind also ein absolutes No-Go?

Nein, für mich wäre das kein Ausschlusskriterium. Wir haben auch im Vorlauf im Baumarkt zwei Hartgummirampen gekauft, die wir temporär installiert haben.

Eine Veranstaltung dieser Größenordnung bedeutet auch immer Aufwand. Wie groß war euer Team?

Im Großen und Ganzen waren wir ein Team aus zehn Leuten. Als Turnierdirektor habe ich mich im Vorfeld um das Sponsoring, Marketing und die Pressearbeit gekümmert. Währenddessen hat meine Frau die komplette Organisation rund um die Unterkunft und Anreise der Athlet:innen übernommen. Viele andere Aufgaben wurden dann von Helfer:innen aus dem Verein erledigt – da mussten wir nur mit dem Finger schnipsen und hatten mehr Leute zusammen, als es gebraucht hätte.

Habt ihr darüber hinaus externe Hilfe gehabt?

Für unser Turnier hatten wir drei große Sponsoren, die nach Anfrage sofort dabei waren. Nur darüber konnten wir das Turnier finanzieren, weil wir sonst Antrittskosten gehabt hätten, die niemand zahlt.

Auch der Deutsche Tennis Bund hat uns mit Kommunikationsmaterialien unterstützt.

Über Pfingsten habt ihr das Turnier – sozusagen als Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften – ausgetragen. Wie war am Ende das allgemeine Feedback?

Durchweg positiv. Die meisten Spieler:innen sagten sofort, dass sie sich den Termin im kommenden Jahr schon angestrichen haben. Man wächst bei einer solchen Veranstaltung einfach als Gruppe zusammen.

Und das Feedback aus dem Verein?

Auch die Vereinsmitglieder waren total dankbar. Wir hatten eine Menge Zuschauer:innen auf der Anlage, die später gemeinsam mit den Rollstuhlfahrer:innen an einem Tisch saßen. Genau das ist für mich dann auch das inklusive an einer solchen Veranstaltung. Nach drei Tagen lagen sich am Montag alle zur Verabschiedung in den Armen. Etwas Vergleichbares habe ich so noch nicht erlebt.

Mit ein paar Tagen Abstand: Was muss jetzt noch gemacht werden?

Gerade sitze ich an einem Nachbericht für unsere Vereinshomepage, da bekomme ich immer wieder Gänsehaut. Diese intensiven Erinnerungen bekommst du nicht überall und das hört sich jetzt vielleicht etwas sehr romantisierend an, aber eine solche Veranstaltung gibt dir eine Menge zurück.

Bei all dem positiven Feedback gibt es denn trotzdem Dinge, die ihr bei kommenden Ausgaben anders oder vielleicht sogar besser machen wollt?

Wir müssen dafür sorgen, dass die Sponsoren weiter an Bord bleiben und hoffen, dass wir weiterhin im gleichen Hotel bleiben können. Deshalb ist der Anspruch für das kommende Jahr, das Niveau zu halten.