Inklusives Tennisspielen beim TC Grün Weiss 1963 e.V. Neuss

Beim TC Grün Weiss Neuss gibt es eine Gruppe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, die sich regelmäßig zum Tennisspielen trifft und auf Tennisturniere fährt. Sie nennen sich die „Handicaps“. Der Inklusionsbeauftragte Achim Schell erklärt, wie es dazu gekommen ist und was in der Zukunft passieren muss, damit Inklusionstennis noch besser in der Gemeinschaft angenommen wird.

Achim, wie ist es dazu gekommen, dass ihr das inklusive Angebot für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bei euch im Verein ins Leben gerufen habt?

Vor 16 Jahren kam eine Gruppe Tennisspieler mit Einschränkungen und deren Betreuer auf uns zu.  Die Gruppe war auf der Suche nach einem Verein, der es ihnen ermöglicht, Tennissport mit einer geistigen Behinderung in einem „normalen“ Verein auszuüben und am Vereinsleben teilzuhaben. Über die Jahre hat sich das Sportangebot stark weiterentwickelt. Zuerst haben die Athleten nur untereinander gespielt und später dann auch mit Spielern ohne Beeinträchtigung. Heute haben wir eine Gruppe von 20 Athleten, die regelmäßig Einzel-, Doppel- und Unified Doppel mit Sportlern ohne Behinderung spielen.

Welches Angebot bietet ihr Menschen mit geistiger Behinderung?

Wir haben leistungsgruppenspezifische Trainings, Rehasport und verschiedene inklusive Spielformate entwickelt und sorgen so für regelmäßige, wöchentliche Spielangebote. Dazu gehört auch neuerdings unser „Tennis für Alle“-Tag an einem Sonntag im Monat, bei dem wir häufig gemischtes Doppel spielen. Des Weiteren ermöglichen wir unseren Handicaps die Teilnahme an regionalen und überregionalen/nationalen sowie auch internationalen Veranstaltungen wie den Special Olympics-Landesmeisterschaften und Nationalen Spielen.

Gab es das Angebot von Beginn an in dieser Form oder hat es sich weiterentwickelt?

Von Anfang an gab es nur das wöchentliche Training. Das war der Einstieg. Im Laufe der Zeit hat sich die Gruppe immer mehr gegenüber dem Verein geöffnet und andersherum genauso. So haben sich die verschiedenen Spielformate mit der Zeit entwickelt.

Wie habt ihr es geschafft, die Zielgruppe über die 16 Jahre im Verein zu halten?

Menschen mit Handicaps sind treu, wenn sie nicht enttäuscht werden. Dann fühlen sie sich zuhause, nehmen Kontakt zu anderen Mitgliedern auf und sind auch im Clubhaus wie auch bei den wiederkehrenden Frühjahrs- und Herbstarbeiten auf dem Clubgelände präsent. Es ist ein gegenseitiges Beschenken, da die Athleten die anderen Mitglieder mit ihrer Lebensfreude anstecken. Das ist das Faszinierende bei uns im Verein.

Was sind deine persönlichen Erfahrungen aus den letzten Jahren?

Unsere inklusive Gruppe hat ein hohes Zugehörigkeitsbedürfnis. Sie brauchen Rituale und Menschen, bei denen sie wissen, dass sie ihre Ansprechpartner beim Thema Sport und darüber hinaus auch für andere Herausforderungen sind. Wir sprechen auch über aktuelle Themen wie die Boosterimpfung oder helfen bei Alltagsthemen soweit die Eltern und Betreuer Unterstützung benötigen. Auch darüber freuen sich die Athleten.

Was macht für dich das inklusive Training aus?

Wenn ich im Training sehe, mit welcher Freude die Sportler Tennis spielen und welche besondere Kommunikation und immer wieder neue Wiedersehensfreude in den Kleingruppen entsteht, dann ist das jedes Mal ein wunderschönes Erlebnis. Dann stellt man fest, dass Alltagsprobleme gesunder Menschen immer relativiert werden müssen gegenüber dem, wie diese Menschen ihr Leben meistern. Daraus ziehe auch ich immer wieder meine Motivation.

Habt ihr einen bestimmten Trainer, der sich um die inklusive Gruppe kümmert und sie trainiert?

Ja, wir haben dafür zwei ausgebildete Trainer aus dem Bereich des Rehasports für Athleten mit geistiger Beeinträchtigung. Dadurch sind sie in der Lage mit der Motorik, dem Gruppenverhalten und der besonderen Kommunikation der Athleten gut umzugehen. Außerdem sind sie in der Lage zu erkennen, welchen Trainingserfolg sie von ihrer Gruppe erwarten können. Es gilt vor allem die kleinen Erfolge sowohl im spielerischen als auch im sozialen Bereich wertzuschätzen.

Gibt es Unterstützung oder Förderungen für eure inklusive Arbeit?

Wir bekommen finanzielle Unterstützung von der Stadt Neuss, die in der Hallensaison einen Platz für uns finanziert. Ein großer finanzieller Aufwand sind für uns natürlich die Wettkampfreisen, die wir mit der Gruppe unternehmen. Wir müssen während des gesamten Aufenthaltes die Betreuung bereitstellen. Für die Athleten erhalten wir Reisekostenunterstützung durch den Rhein-Kreis Neuss und gelegentlich auch Spenden, aber die Kosten für die Betreuer müssen wir selbst übernehmen. Manche Athleten erhalten ausschließlich Grundsicherung und sind nicht durch ihre Familie unterstützt. Diese können sich die mehrtägigen Sportreisen gar nicht leisten, sodass der Verein aus seinem „Handicap-Budget“ diese Kosten vorfinanziert und bezuschusst.

Gibt es Tipps für Vereine, die auch inklusiv arbeiten wollen?

Inklusiver Sport wird in der Gesellschaft besonders in Sportvereinen sichtbar und erlebbar. Es sollte auf Landes- und Kreisebene inklusive Stützpunktvereine für die verschiedenen Sportarten geben, die regional als Ansprechpartner dienen und Erfahrungen an Angebotssuchende weitergeben. Diese Stützpunktvereine sollten ein Vorbild hinsichtlich der Willkommens- und Teilhabekultur – insbesondere der Barrierefreiheit für Behinderungsbilder aller Art - sein. Generell sollten inklusive Vereine verstärkt zusammenarbeiten, um eine Erfahrungsgemeinschaft entstehen zu lassen und sich schneller weiterentwickeln zu können.

Habt ihr in der Zukunft vor, euer inklusives Angebot noch weiter auszubauen?

Die Rahmenbedingungen müssen in unserem Verein verbessert werden, um anderen inklusiven Tennisspielern, wie z.B. Rollstuhlfahrern die Chance zu ermöglichen, in unserem Verein zu spielen. Dazu reichen unsere Rahmenbedingungen zurzeit noch nicht aus, aber wir werden gemeinsam mit Stadt, Kreis und Förderorganisationen schrittweise einen Abbau von gegebenen Barrieren anstreben und unsere Trainerqualifikationen für oben genannte Behindertengruppen erweitern. Langfristig wollen wir für alle sozial integrierbaren Menschen mit einer Beeinträchtigung jeglicher Art geeignet sein und diese willkommen heißen – ganz gemäß unserem Vereinsmotto: „Tennisspielen unter Freunden“ und ich füge hinzu: „All inclusive!“.

Beim TC Grün Weiss Neuss gibt es eine Gruppe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, die sich regelmäßig zum Tennisspielen trifft und auf Tennisturniere fährt.

Sie nennen sich die „Handicaps“. Der Inklusionsbeauftragte Achim Schell erklärt, wie es dazu gekommen ist und was in der Zukunft passieren muss, damit Inklusionstennis noch besser in der Gemeinschaft angenommen wird.

Achim, wie ist es dazu gekommen, dass ihr das inklusive Angebot für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bei euch im Verein ins Leben gerufen habt?

Vor 16 Jahren kam eine Gruppe Tennisspieler mit Einschränkungen und deren Betreuer auf uns zu.  Die Gruppe war auf der Suche nach einem Verein, der es ihnen ermöglicht, Tennissport mit einer geistigen Behinderung in einem „normalen“ Verein auszuüben und am Vereinsleben teilzuhaben. Über die Jahre hat sich das Sportangebot stark weiterentwickelt. Zuerst haben die Athleten nur untereinander gespielt und später dann auch mit Spielern ohne Beeinträchtigung. Heute haben wir eine Gruppe von 20 Athleten, die regelmäßig Einzel-, Doppel- und Unified Doppel mit Sportlern ohne Behinderung spielen.

Welches Angebot bietet ihr Menschen mit geistiger Behinderung?

Wir haben leistungsgruppenspezifische Trainings, Rehasport und verschiedene inklusive Spielformate entwickelt und sorgen so für regelmäßige, wöchentliche Spielangebote. Dazu gehört auch neuerdings unser „Tennis für Alle“-Tag an einem Sonntag im Monat, bei dem wir häufig gemischtes Doppel spielen. Des Weiteren ermöglichen wir unseren Handicaps die Teilnahme an regionalen und überregionalen/nationalen sowie auch internationalen Veranstaltungen wie den Special Olympics-Landesmeisterschaften und Nationalen Spielen.

Gab es das Angebot von Beginn an in dieser Form oder hat es sich weiterentwickelt?

Von Anfang an gab es nur das wöchentliche Training. Das war der Einstieg. Im Laufe der Zeit hat sich die Gruppe immer mehr gegenüber dem Verein geöffnet und andersherum genauso. So haben sich die verschiedenen Spielformate mit der Zeit entwickelt.

Wie habt ihr es geschafft, die Zielgruppe über die 16 Jahre im Verein zu halten?

Menschen mit Handicaps sind treu, wenn sie nicht enttäuscht werden. Dann fühlen sie sich zuhause, nehmen Kontakt zu anderen Mitgliedern auf und sind auch im Clubhaus wie auch bei den wiederkehrenden Frühjahrs- und Herbstarbeiten auf dem Clubgelände präsent. Es ist ein gegenseitiges Beschenken, da die Athleten die anderen Mitglieder mit ihrer Lebensfreude anstecken. Das ist das Faszinierende bei uns im Verein.

Was sind deine persönlichen Erfahrungen aus den letzten Jahren?

Unsere inklusive Gruppe hat ein hohes Zugehörigkeitsbedürfnis. Sie brauchen Rituale und Menschen, bei denen sie wissen, dass sie ihre Ansprechpartner beim Thema Sport und darüber hinaus auch für andere Herausforderungen sind. Wir sprechen auch über aktuelle Themen wie die Boosterimpfung oder helfen bei Alltagsthemen soweit die Eltern und Betreuer Unterstützung benötigen. Auch darüber freuen sich die Athleten.

Was macht für dich das inklusive Training aus?

Wenn ich im Training sehe, mit welcher Freude die Sportler Tennis spielen und welche besondere Kommunikation und immer wieder neue Wiedersehensfreude in den Kleingruppen entsteht, dann ist das jedes Mal ein wunderschönes Erlebnis. Dann stellt man fest, dass Alltagsprobleme gesunder Menschen immer relativiert werden müssen gegenüber dem, wie diese Menschen ihr Leben meistern. Daraus ziehe auch ich immer wieder meine Motivation.

Habt ihr einen bestimmten Trainer, der sich um die inklusive Gruppe kümmert und sie trainiert?

Ja, wir haben dafür zwei ausgebildete Trainer aus dem Bereich des Rehasports für Athleten mit geistiger Beeinträchtigung. Dadurch sind sie in der Lage mit der Motorik, dem Gruppenverhalten und der besonderen Kommunikation der Athleten gut umzugehen. Außerdem sind sie in der Lage zu erkennen, welchen Trainingserfolg sie von ihrer Gruppe erwarten können. Es gilt vor allem die kleinen Erfolge sowohl im spielerischen als auch im sozialen Bereich wertzuschätzen.

Gibt es Unterstützung oder Förderungen für eure inklusive Arbeit?

Wir bekommen finanzielle Unterstützung von der Stadt Neuss, die in der Hallensaison einen Platz für uns finanziert. Ein großer finanzieller Aufwand sind für uns natürlich die Wettkampfreisen, die wir mit der Gruppe unternehmen. Wir müssen während des gesamten Aufenthaltes die Betreuung bereitstellen. Für die Athleten erhalten wir Reisekostenunterstützung durch den Rhein-Kreis Neuss und gelegentlich auch Spenden, aber die Kosten für die Betreuer müssen wir selbst übernehmen. Manche Athleten erhalten ausschließlich Grundsicherung und sind nicht durch ihre Familie unterstützt. Diese können sich die mehrtägigen Sportreisen gar nicht leisten, sodass der Verein aus seinem „Handicap-Budget“ diese Kosten vorfinanziert und bezuschusst.

Gibt es Tipps für Vereine, die auch inklusiv arbeiten wollen?

Inklusiver Sport wird in der Gesellschaft besonders in Sportvereinen sichtbar und erlebbar. Es sollte auf Landes- und Kreisebene inklusive Stützpunktvereine für die verschiedenen Sportarten geben, die regional als Ansprechpartner dienen und Erfahrungen an Angebotssuchende weitergeben. Diese Stützpunktvereine sollten ein Vorbild hinsichtlich der Willkommens- und Teilhabekultur – insbesondere der Barrierefreiheit für Behinderungsbilder aller Art - sein. Generell sollten inklusive Vereine verstärkt zusammenarbeiten, um eine Erfahrungsgemeinschaft entstehen zu lassen und sich schneller weiterentwickeln zu können.

Habt ihr in der Zukunft vor, euer inklusives Angebot noch weiter auszubauen?

Die Rahmenbedingungen müssen in unserem Verein verbessert werden, um anderen inklusiven Tennisspielern, wie z.B. Rollstuhlfahrern die Chance zu ermöglichen, in unserem Verein zu spielen. Dazu reichen unsere Rahmenbedingungen zurzeit noch nicht aus, aber wir werden gemeinsam mit Stadt, Kreis und Förderorganisationen schrittweise einen Abbau von gegebenen Barrieren anstreben und unsere Trainerqualifikationen für oben genannte Behindertengruppen erweitern. Langfristig wollen wir für alle sozial integrierbaren Menschen mit einer Beeinträchtigung jeglicher Art geeignet sein und diese willkommen heißen – ganz gemäß unserem Vereinsmotto: „Tennisspielen unter Freunden“ und ich füge hinzu: „All inclusive!“.